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Seit 125 Jahren aktiv für die Jugend

EJW: Angebote für Acht- bis Siebzehnjährige

Jugendliche im Park beim gemeinsamen Spiel

Spiele im Englischen Garten in München auf der Jubiläumsfahrt des EJW für Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit. (4. v.re. Piet Henningsen, Geschäftsführer des EJW)

Das Evangelische Jugendwerk feiert in diesem Sommer 125 Jahre Bestehen. Generationen von Kindern und Jugendlichen haben von den vielfältigen Angeboten profitiert.

Von Bettina Behler, Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

Wie der Vater, so der Sohn, der Enkel, der Urenkel – ja, so etwas gibt es beim Evangelischen Jugendwerk, kurz EJW, das in diesem Sommer 125-Jähriges feiern kann. Und es gibt sie auch die Tochter, die Enkelin. „Bei uns spielen Familientraditionen oft eine Rolle“, sagt Piet Henningsen, Geschäftsführer von EJW Hessen und EJW Frankfurt.

Die regelmäßigen Vater-Kind-Wochenenden zeugen davon. Nach Alter sind diese Freizeiten gestaffelt, freie Plätze gibt es nur noch für das Wochenende „Väter und Teens“ im September im Spessart. Als Kind war schon mancher heutige Papa bei den Wochenenden dabei. Ob Heliand-Pfadfinder, Jugendgruppen- oder Freizeiten-Teamerin – viele wissen von Vorfahren zu erzählen, die mit dem Evangelischen Jugendwerk gesellige Treffen erlebt haben oder auf Tour gegangen sind.

Ein Beispiel: Die Chemiestudentin Jennifer Bergner, sie ist seit 2016 beim EJW ehrenamtlich engagiert, diesen Sommer betreut sie zum achten Mal eine Freizeit, nach Italien geht es. Die 22-Jährige stammt aus einem Elternhaus, in dem Vater und Mutter in den Neunzigerjahren dabei waren, die Mutter als Mitarbeiterin des EJW, der Vater als Pfadfinder. Es gäbe noch viele andere zu nennen.

Es begann mit „Bibelkränzchen“ für Schüler

Gegründet wurde das Werk 1898 für den männlichen Nachwuchs, der Urheber Albert Hamel hielt vor allem in Frankfurt-Bockenheim „Bibelkränzchen“ für Schüler ab. Sein Arbeitgeber, der Lebensmittelhändler Latscha, aus einer schweizerischen Mennonitenfamilie stammend, stellte ihn dafür frei. Hamels Nachfolger Paul Both, der von 1923 an das Evangelische Jugendwerk leitete, war im September 1933 mit dem EJW der Hitlerjugend beigetreten. Hierzu hatte er einen Vertrag mit der Hitlerjugend geschlossen, der es erlaubte, die eigenen Gruppen zusammenzuhalten und Gottesdienste zu besuchen.

Both kündigte 1937 seine Parteimitgliedschaft auf, wandte sich aber nicht grundsätzlich vom Nationalsozialismus ab, sondern zog sich in das Haus Heliand zurück. Im Krieg wurde Both verhaftet, weil seine Briefe an die Heliand-Freunde als Wehrkraftzersetzung gewertet wurden. Das Bombardement Frankfurts erlebte Both im Gestapo-Gefängnis Klapperfeldstraße. In der Nachkriegszeit trieb er den Wiederaufbau des EJW – auch mit Unterstützung der amerikanischen Besatzer – voran. Piet Henningsen sagt: „Wir sind ein Jugendwerk mit einer langen und teilweise auch berechtigterweise umstrittenen Geschichte. Was sich wie ein roter Faden durch die Arbeit zieht, ist, dass wir Glauben in der jeweils zeit- und jugendgemäßen Form vermitteln. Wir sind froh, dass sich das EJW – insbesondere seit den siebziger Jahren – immer mehr zu einem modernen, vielfältigen, partizipativen und basisdemokratischen Jugendwerk entwickelt hat.“

Von Eschersheim aus geht es in viele Richtungen

Die Neue Schlesingergasse 22/24 in der Frankfurter Innenstadt war die erste Adresse des EJW nach 1945. Lange Jahre residierte das Evangelische Jugendwerk im ehemaligen Emmaus-Gemeindehaus an der Haeberlinstraße in Frankfurt-Eschersheim, bevor es im Jahr 2019 seine Räume im Evangelischen Haus Am Weißen Stein, gleichfalls Eschersheim, bezogen hat. Hier haben beispielsweise auch Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung, Paar- und Lebensberatung, Kurzzeittherapie und Krisenintervention, Suchtberatung und die Sozialberatung für Migrantinnen und Migranten des Evangelischen Regionalverbandes ihren Sitz. „Wir schätzen die Nachbarschaft und die Vernetzung mit diesen Einrichtungen sehr“, sagt EJW-Geschäftsführer Henningsen.

Viele kennen das Evangelische Jugendwerk dank der Freizeiten, die alljährlich in einem Katalog und seit vielen Jahren auch im Web beworben werden. Nach Italien, England, Frankreich führen in diesem Sommer Urlaube, aber auch in den Spessart. Und immer wieder ins „Haus Heliand“ in Oberursel-Oberstedten. In Coronazeiten hatte es das Haus nicht leicht. Frauke Rothenheber, lange Jahre zuständig für EJW-Jugendarbeit, inzwischen für Spenden und Netzwerken, ist stolz, dass es mit vereinten Kräften und vielerlei Anstrengungen gelungen ist, das auch für Klassenfahrten und Gruppentage beliebte Freizeitheim wieder auf stabile Grundlagen zu stellen. Hier wird der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Volker Jung auch am 16. Juli den Festgottesdienst halten bei der Feier zum 125. Jubiläum des EJW.

In 24 Frankfurter Gemeinden macht das EJW Acht- bis Siebzehnjährigen Angebote

Rothenheber ist froh darüber, dass das Evangelische Jugendwerk in den Gemeinden gut durch die Pandemie gekommen ist. „Wir hatten weiterhin viele Kontakte“, manchmal halt digital statt vor Ort. Einen Abbruch bei den Gruppentreffs, ob Pfadfinder oder andere, sei nicht zu beobachten. Man habe die Zeit gut überbrücken können, bestätigt Henningsen. Der Zulauf sei „enorm“.

Der EJW-Geschäftsführer vermutet, der Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit sei aktuell ausgeprägt. Das Jugendwerk biete zudem gute Möglichkeiten, als Teamerin oder Teamer aktiv zu werden und im Ehrenamt Verantwortung zu übernehmen. Aktuell ist das Evangelische Jugendwerk in 24 Frankfurter Gemeinden vertreten. Mehr als 700 Kinder und Jugendliche zwischen acht und siebzehn Jahren nehmen die Angebote regelmäßig wahr, sie werden im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach von mehr als 320 Ehrenamtlichen begleitet.

Eine Konkurrenz zu den Offerten der Gemeindepädagog:innen in den Planungsbezirken durch das Evangelische Jugendwerk sieht Piet Henningsen nicht. „Das ergänzt sich gut“, sagt der 50-Jährige, der einen kaufmännischen Beruf gelernt und anschließend an der Evangelischen Hochschule in Darmstadt Sozialpädagogik studiert hat.

Sport, Spiel, Gespräch, Abhängen – all das gehört zu den Gruppenstunden und einiges mehr – auch der Glaube. Mit den „Bibelkränzchen“ um 1898 haben die Nachmittage, Abende, Wochenenden und Freizeiten wenig gemein. Die vielfältigen Angebote sind, so Rothenheber, zeitgemäße und offene Möglichkeiten, „Glauben in Gemeinschaft“ zu erleben.


Weitere Informationen unter www.ejw.de


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