Antiziganismus bekämpfen
EKD verstärkt Engagement gegen Diskriminierung von Sinti und Roma
„Gemeinsam mit Angehörigen der Minderheit von Sinti und Roma wollen wir der Diskriminierung im Alltag von Kirche und Gesellschaft und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit insgesamt entgegenwirken“, so die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus. In diesem Zusammenhang nimmt der Rat der EKD auch die Arbeitsdefinition von Antiziganismus der Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken (IHRA) an. Anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma hat die evangelische Kirche eine Erklärung zur Bekämpfung von Antiziganismus und zur Zusammenarbeit mit Sinti und Roma veröffentlicht.
Schuldeingeständnis der evangelischen Kirche
Die Abwertung und Ausgrenzung von Angehörigen der Sinti und Roma habe eine Geschichte, die sehr lange zurückreicht, so Kurschus. „Die Evangelische Kirche hat an vielen Stellen in der Geschichte Schuld auf sich geladen. Sie war daran beteiligt, Menschen zu verraten und der Verfolgung und Vernichtung auszuliefern.“ Zudem seien auch in der Kirche antiziganistische Stereotypen unreflektiert weitergetragen und Menschen dadurch erneut und fortwährend in ihrer Würde verletzt worden: „Es ist wichtig, dass wir uns mit dieser bis in die Gegenwart reichenden Schuldgeschichte der Kirchen auseinandersetzen.“
Zentralratsvorsitzender zeigt Wertschätzung für Zeichen der EKD
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma betrachtet es als „historisch“, dass die Evangelische Kirche in Deutschland anlässlich des Internationalen Holocaust- Gedenktages diese Erklärung zur Ächtung von Antiziganismus abgibt: „Die Evangelische Kirche bekennt sich darin erstmalig in dieser offiziellen Form vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte zu ihrer Verantwortung auch für unsere Minderheit. Die EKD setzt damit ein starkes Zeichen, um den seit Jahrhunderten tief in unserer Gesellschaft verankerten Antiziganismus zu ächten und um das Bewusstsein in Kirche und Gesellschaft über den Holocaust an 500.000 ermordeten Sinti und Roma im NS-besetzten Europa zu stärken.“, so Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats.
Kooperationen im Blick
Die EKD wird sich deshalb mit Projekten im Bildungsbereich gegen antiziganistische Zerrbilder und für eine inklusive Praxis einsetzen. Dazu sucht sie weiter die Kooperation sowohl mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma als auch mit dem Netzwerk „Sinti, Roma, Kirchen“. Darüber hinaus will die EKD die institutionelle Partizipation von Sinti und Roma in Politik und Gesellschaft nach Kräften unterstützen.
Zudem nimmt die EKD weiterhin teil am bundesweiten Netzwerk „Sinti, Roma, Kirchen“ aus kirchlichen und religiösen Gemeinschaften sowie aus bundesweiten und regionalen Strukturen von Sinti und Roma. Dabei geht es auch um die Auseinandersetzung mit dem spezifischen kirchlichen Anteil an der Verfolgungsgeschichte und an Antiziganismus in Vergangenheit und Gegenwart. Durch die Mitarbeit im Netzwerk sollen Vertrauen, politischer Dialog und Zusammenarbeit auf Augenhöhe gestärkt werden.