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Neue Friedensglocke in Mainz

PeaceBell: Kriegs-Schrott läutet für den Frieden

Die Peace Bell: Friedensglocke aus Kriegsschrott in Mainz

Die Peace Bell: Friedensglocke aus Kriegsschrott in Mainz

In der Mainzer Maria-Magdalena-Gemeinde in Drais-Lerchenberg erklingt eine besondere Glocke: Die dortige Friedensglocke besteht aus Waffenschrott. Jetzt wurde die PeaceBell offiziell eingeweiht, die auf eine Idee des Popstars und Friedensaktivisten Michael Patrick Kelly zurückgeht.

[Von Nicole Weisheit-Zenz]

„Möge jedes Geläut der Glocke daran erinnern, wozu Gott uns berufen hat – zu einem Leben in Frieden!“: Diesen Wunsch gab Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung allen Gästen mit zur feierlichen Einweihung des Glockenturms der Mainzer PeaceBell. „Lassen Sie Ihre Glocke erklingen, beten Sie für den Frieden und tragen Sie Gottes Frieden hinein in diese Welt!“

Idee der PeaceBell von Popstar Michael Patrick Kelly 

An einem historischen Datum wurde der Gottesdienst in der evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde Drais-Lerchenberg gefeiert, passend zum Kriegsende am 8. Mai 1945. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren mehr als 150.000 Kirchenglocken auf staatlichen Befehl aus den Türmen geholt und gesammelt worden, um daraus Granaten und andere Waffen herzustellen. „Die Friedensglocke hingegen trägt den Wandel in sich“, erklärte Volker Jung. Der Prozess wurde umgekehrt - gegossen wurde sie aus eingeschmolzenem Kriegsgerät. Ins Leben gerufen wurde das soziale Projekt #PeaceBell von Sänger und Friedensaktivist Michael Patrick Kelly.

Die Friedensglocke in Mainz besteht aus Waffenschrott 

Die evangelische Gemeinde hat eine der Glocken für die Kirche auf dem Mainzer Lerchenberg erworben und individuell gestalten lassen. Am 8. Mai 2020 wurde sie im Münsterland gegossen – auch Pfarrer Christoph Kiworr war vor drei Jahren dabei: „Ich werde nie vergessen, wie ich Waffenschrott in den Ofen geworfen habe“, erinnerte er sich. Vor Augen sei ihm auch noch, wie die Glocke während der Corona-Zeit zum Läuten auf einem Anhänger durch die Straßen des Stadtteils transportiert wurde, quasi als mobiles Zeichen für neue Zuversicht. Dankbar ist der Gemeindepfarrer für den unermüdlichen Einsatz vieler Menschen. Für die Glocke und den nun fertiggestellten Turm waren über Jahre hinweg gut 100.000 Euro Spenden gesammelt worden.

Friedliches Zusmmenleben auf dem Mainzer Lerchenberg stärken 

In das Ensemble fügt sich der neue Glockenturm ein und kombiniert Tradition mit Moderne. Lange hatten die Menschen auf dem Lerchenberg darauf warten müssen: Vor 50 Jahren war das Gemeindezentrum eröffnet worden – ein weiterer Grund zum Feiern, würdigte Volker Jung das Jubiläum. Von Anfang an habe die evangelische Kirche hier den Anspruch gehabt, „das gute und friedliche Zusammenleben aller“ mitzugestalten. Menschen aus über 30 Nationen wohnen hier, berichtete Pfarrerin Sissi Westrich. Als Lerchenberger Ortsvorsteherin rief sie zu Respekt, Frieden und Zusammenhalt im Stadtteil auf. Damit kann man im Kleinen beginnen, betonte sie: indem man einander offen begegnet, für Freiheit und Demokratie einsteht und die Würde jedes Menschen wahrt. Diese Botschaft passt zum Gebot „du sollst nicht töten“, das auf der Glocke aufgebracht ist, und zu bekannten Worten des Propheten Micha: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen.“ Diesen Bibelvers verknüpfte Kirchenpräsident Volker Jung mit dem Blick auf die heutige Zeit: „Es wäre so wunderbar, wenn es keine Waffen gäbe auf dieser Welt“, sagte er, auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und anderen Ländern. „Wenn Menschen einfach friedlich miteinander leben könnten, ohne Angst bedroht zu werden.“

Gottesdienst mit Liedermacher Manfred Siebald und vielen Beteiligten 

Grußworte von Oberbürgermeister Nino Haase und weiteren Gästen bekräftigten den Wunsch. Da Frieden nicht selbstverständlich ist, mahnt die Glocke zum guten Miteinander überall in der Welt. Läuten soll sie mittags um 12 Uhr, zu Andachten und Gottesdiensten. Auch zum Festakt erklang sie. Musikalisch begleitet wurde die Feierstunde vom christlichen Liedermacher Manfred Siebald mit Gitarre und Gesang sowie Florian Rosskopp und Markus Meyer-Benz mit Klavier und Cello. Friedenslieder trug auch Jochen Günther vor. Zudem konnten Gäste aller Generationen kreativ werden, Blumen sähen, sich über Aktivitäten der Gemeinde informieren und rund um die Friedensglocke ins Gespräch kommen. Für den Turm ist eine Lichtinstallation angedacht, der Glockenförderverein freut sich über weitere Mitglieder und Unterstützung.

[Nicole Weisheit-Zenz]


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