33 Jahre evangelische Jugendarbeit
Trauer um Charly Grosch
„In den 33 Jahren, in denen er für das damalige Dekanat Dreieich tätig war, hat Charly Grosch vieles bewirkt“, sagt Dekan Steffen Held. „Er war wichtiger Wegbegleiter und prägend für viele Menschen in unserer Kirche.“ Beispielhaft nennt er unzählige Jugendbegegnungen im In- und Ausland sowie Schulungen für junge Ehrenamtliche, die bis heute Bestand haben. „Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Ingrid und seinen Angehörigen. Wir wünschen ihnen viel Kraft in dieser schweren Zeit.“
Über Umwege zur Sozialarbeit
Grosch, Jahrgang 1951, ist geboren und aufgewachsen im mittelhessischen Lich. Nach dem Abitur in Hungen absolvierte er zunächst ein halbjähriges Praktikum im Bereich Metallverarbeitung, um dann an der Fachhochschule in Gießen ein Studium der Elektro- und Nachrichtentechnik aufzunehmen. Nach einem Semester wechselte er 1972 an die Fachhochschule nach Fulda, um Sozialarbeit zu studieren.
Bereits als junger Erwachsener hatte sich Grosch in der evangelischen Jugendarbeit engagiert. So war er von 1971 bis 1974 ehrenamtlich als Gruppenleiter in Lich aktiv, nahm an Seminaren der Evangelischen Akademie Arnoldshain teil und führte Kinder- und Jugendfreizeiten durch.
Evangelische Jugendvertretung im Fokus
Sein einjähriges Berufspraktikum leistete der graduierte Sozialarbeiter von 1975 bis 1976 im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ab. Schon in dieser Zeit galt sein besonderes Augenmerk der Gewinnung, Beratung und Schulung von Ehrenamtlichen in der evangelischen Jugendarbeit, wie auch der Betreuung von kirchlichen Jugendgruppen. Im Frühsommer 1977 nahm er seinen Dienst als Dekanatsjugendwart – später Dekanatsjugendreferent – im damaligen Dekanat Dreieich auf, wo er sich stets für eine starke Interessenvertretung Heranwachsender einsetzte.
Standards für die Schulung junger Ehrenamtlicher
Gemeinsam mit den Jugendreferenten anderer Dekanate der hessen-nassauischen Landeskirche entwickelte Grosch ein Konzept zur Ausbildung von ehrenamtlichen Gruppenleitern. Seither erlernen in diesem Grundkurs „Gruppen leiten lernen“ 15- bis 20-Jährige das pädagogische Handwerkszeug, um Kinder- und Jugendgruppen zu leiten oder Konfirmandengruppen zu begleiten. Es freute ihn, dass sich der hessische Jugendring stark an diesem Leitfaden orientierte, als es darum ging, die Standards für die Jugendleitercard „Juleica“ zu definieren.
Nationale und internationale Jugendbegegnungen
Jahr für Jahr bot der Sozialarbeiter eine dekanatsweit ausgeschriebene Reise nach Südfrankreich an. In den ersten Jahren stand das gemeinsame Töpfern im Mittelpunkt. Später entwickelte sich daraus die beliebte Abenteuerfreizeit in der Tarn-Schlucht, die nach wie vor in den Sommerferien stattfindet.
Besonders wichtig war ihm der Austausch junger Menschen aus unterschiedlichen Nationen, Kulturen und Religionen. 1982 hob er gemeinsam mit dem Langener Pfarrer Dr. Tharwat Kades und dem Gravenbrucher Gemeindepädagogen Joachim Reinhard die deutsch-ägyptische Jugendbegegnung im Dekanat aus der Taufe. Seit 40 Jahren treffen junge Menschen aus der Region mit jungen Christen aus Port Said zusammen, um einander besser kennen- und verstehen zu lernen. Ende der 80er Jahre organisierte er eine Studienreise nach Armenien, Georgien und Moskau – ein absolutes Novum und für alle Beteiligten ein beeindruckendes Erlebnis.
Gerne hätte er noch mehr für die Völkerverständigung getan. So initiierte er auch eine deutsch-israelische Jugendbegegnung. Seine Vision war es, einen Austausch ägyptischer, deutscher und israelischer junger Menschen im Wechsel in den drei Ländern durchzuführen. Aber die politischen Rahmenbedingungen ließen dies leider nicht zu.
Langjähriger Mitarbeitendenvertreter
Jahrzehntelang engagierte er sich darüber hinaus für die Belange der Mitarbeitenden der Dreieicher Kirchengemeinden in der Mitarbeitendenvertretung (MAV) Dreieich. Dieses Gremium, das er lange Zeit als Vorsitzender leitete, ist vergleichbar mit einem Betriebs- oder Personalrat.
Mitte 2010 verabschiedete sich Charly Grosch 59-jährig in den Vorruhestand. Er wollte die Zeit nutzen, um zusammen mit seiner Frau Ingrid andere Länder zu erkunden. Dies gelang: Gemeinsam reiste das Paar, das seit 1975 verheiratet war, mit dem Wohnmobil quer durch Europa.