Oekumene
Trauer um frühere ÖRK-Präsidentin und Friedenskämpferin Abuom
Von Ulrike Bohländer und Detlev Knoche
Viele Synodale in der EKHN erinnern sich an ihren engagierten Vortrag während der Herbstsynode 2020. Anlass war die Erinnerung der Synode an ihren Beschluss vor 50 Jahren (1970), den Antirassismus-Fonds des ÖRK mit 100.000 DM aus Kirchensteuermitteln zu unterstützen. „Rassismus ist Sünde!“ Auf diese Grundüberzeugung des ÖRK verwies Dr. Abuom und dankte der EKHN für den damals mutigen Schritt: „Ihre Kirche war die erste evangelische Landeskirche in Westdeutschland, die den Sonderfonds des Program to Combat Racism (PCR) finanziell unterstützt hat, und dies zu einer Zeit, als das Programm von Kirchenführern in der Bundesrepublik Deutschland heftig kritisiert wurde. Dies war ein wahres Zeichen der „ökumenischen Verbundenheit“ und „Solidarität“ nicht nur mit der weltweiten ökumenischen Bewegung, sondern besonders mit denjenigen, die durch rassistische Politik und Aktionen unterdrückt werden, und wir erinnern uns mit Dankbarkeit und Wertschätzung an Ihre Entscheidung.“
Hingabe für den Frieden
Agnes Abuom hinterlässt ein beeindruckendes Erbe des Engagements und der Hingabe für den Frieden. Ihre bemerkenswerte Karriere umfasste viele Stationen. Von 1999 bis 2006 bekleidete sie das Amt der Präsidentin des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Im Jahr 2013 wurde sie als erste Frau und erste Afrikanerin zur Moderatorin des Zentralausschusses des ÖRK gewählt, eine Position, die sie bis zur 11. ÖRK-Vollversammlung im September 2022 in Karlsruhe innehatte.
Agnes Abuom wurde 1949 in Kenia geboren und wuchs in einer Familie mit vielfältigen ökumenischen Hintergründen auf: Sie hatte protestantische, katholische, anglikanische und pfingstlerische Familienmitglieder und besuchte als Kind Missionsschulen. Früh entwickelte sie ein starkes soziales und politisches Engagement, das sie während ihrer Studienzeit an der Universität von Nairobi sogar ins Exil und später ins Gefängnis führte. Sie verknüpfte ihr linkes Denken mit ihrem Glauben und ihrem sozialen Gerechtigkeitsempfinden und brachte diese Aspekte in ihrer Arbeit zum Ausdruck.
Studium im Exil
Abuoms Engagement für den Ökumenischen Rat der Kirchen begann 1975, als die Vollversammlung des ÖRK in Nairobi stattfand. Ihr Aktivitäten in Studentenorganisationen und der Politik zwangen sie dazu, Kenia zu verlassen und nach Schweden zu gehen. An der Universität Uppsala studierte sie Philosophie, Entwicklungspolitik und Geschichte und promovierte mit einer Arbeit über Nichtregierungsorganisationen. Anschließend arbeitete sie für den ÖRK in Genf. Nach ihrer Rückkehr nach Kenia setzte sie sich weiterhin für die Entwicklung und das Wohlergehen ihres Landes ein.
Agnes Abuom war auch als Entwicklungsberaterin für kenianische und internationale Organisationen tätig. Sie koordinierte soziale Aktionsprogramme für religiöse und zivilgesellschaftliche Organisationen, insbesondere in der Region am Horn von Afrika.
Ihre jahrzehntelange Arbeit für den Ökumenischen Rat der Kirchen wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt. Sie erhielt unter anderem das Lambeth-Kreuz für Ökumene vom Erzbischof von Canterbury und den President's Award for Excellence in Faithful Leadership des National Council of Churches in den USA.
„Wir müssen handeln“
Mit Blick auf die Zukunft der ökumenischen Bewegung und des Rates betonte Abuom die entscheidende Rolle des ÖRK und sah als die „größte Herausforderung“, die Einheit unter den Kirchen zu festigen, um die Probleme der Jugend anzugehen, die Zusammenarbeit mit anderen Religionen zu vertiefen und vor allem die Probleme der Ungerechtigkeit, der Gewalt und der Klimakrise zu lösen, um das Überleben der Menschen und des Planeten zu sichern. „Wir müssen handeln“, sagte sie. „Wir können nicht mehr nur beten und Bäume pflanzen.“
Agnes Abuom wird als eine herausragende Persönlichkeit in Erinnerung bleiben, die für Geschlechtergerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit und den Frieden auf der Welt kämpfte. Sie war eine treibende Kraft für Veränderungen und inspirierte Menschen auf der ganzen Welt mit ihrem Engagement und ihrer Vision. Ihr Tod hinterlässt eine große Lücke in der ökumenischen Bewegung. Ihre Erinnerung wird jedoch als Quelle der Inspiration dienen und diejenigen motivieren, die von ihrem Vermächtnis beeinflusst wurden, ihre Arbeit fortzusetzen.