Mit Klarheit, Mut und Entschiedenheit
Wiesbadener Dekanin Arami Neumann im neuen Amt
Propst Oliver Albrecht wünschte der neuen Dekanin Gottes Segen, der sie bei allem tragen möge. „Ich spüre“, so Albrecht, „dass Arami Neumann sich auf dieses Amt von Herzen freut. Ich bin mir sicher, dass sie mit viel Klarheit, Entschiedenheit und Mut allen Herausforderungen begegnen wird.“
Der katholische Kollege, Stadtdekan Klaus Nebel, erinnerte an die lange und gute Tradition der Zusammenarbeit in Wiesbaden. Er freue sich, mit Arami Neumann daran künftig anknüpfen zu können.
Oberbürgermeister (OB) Gert-Uwe Mende war zwar zum Gottesdienst terminlich verhindert, ließ es sich aber nicht nehmen, seine Glückwünsche persönlich auf dem anschließenden Empfang zu überbringen. Er nehme bei Arami Neumann große Weisheit und viel menschliche Wärme wahr.
Mende: Kirche sei oft eine wichtige Stimme
Mende verwies darauf, dass die Kirche oft eine wichtige Stimme sei, die unterschätzt werde: „Es gibt so viele Themen, wo ich Ihr Ihre, die Stimme der Kirche, brauche“, so der Oberbürgermeister. Er verwies auf die Kitas, auf soziale Themen wie Obdachlosigkeit und Armut, die Frage nach Krieg und Frieden und nach Zuwanderung und Asyl.
Als Begrüßungsgeschenk übergab Mende der frischgebackenen Dekanin einen Seidenschal – wenn der Wind im Dekanat mal rauer wehe, so der OB.
Arami Neumann, die seit September vergangenen Jahres bereits stellvertretende Dekanin ist, bringt Erfahrung aus acht Jahren Gemeindearbeit in Naurod mit. Davor war sie im Dekanat Rheingau-Taunus auf einer Projektstelle Gemeindeaufbau mit dem Schwerpunkt in der Arbeit mit jungen Familien. Lange Jahre hat sie im Pfarrerausschuss der Landeskirche mitgearbeitet, sie ist Mitglied der Kirchensynode und bildete als Lehrpfarrerin Vikare aus.
Die 47-Jährige freut sich jetzt vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Menschen im Dekanat: den vielen Ehrenamtlichen, Pfarrerinnen und Pfarrern, den Hauptamtlichen in der Musik, der Pädagogik und der Verwaltung: „Ich bin gespannt, mit all diesen Menschen die Herausforderung der Umstrukturierung der Kirche anzugehen und zusammen gute Lösungen zu finden“, so Neumann.
Kraft und Zuversicht schöpft sie aus ihrem Glauben, vor allem aus der Liturgie: „Bei alten Texten und biblischen Formeln spüre ich, dass da was Größeres ist, dass diese Texte Jahrhunderte, manchmal Jahrtausende lang von Menschen gesprochen wurden – das trägt mich.“
In ihrer Predigt zur Einführung interpretierte Dekanin Arami Neumann den Bibelvers aus Matthäus 11, 28: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.“ Neumann betonte, wie wichtig es sei, Zeiten der Ruhe und Ruheorte zu suchen und zu finden.
Sonntagsschutz
Der Sonntagsschutz sei ein hohes Gut mit langer Tradition, so die Dekanin: „Takt und Rhythmus unseres Lebens, die regelmäßige Folge von Arbeit und Freizeit, verlässliche Pausen vom Joch der Mühen und Lasten, gemeinsame freie Zeit für Familie und Freunde seien alles Folgen einer religiösen Setzung vor vielleicht zweieinhalbtausend Jahren.“
Die Annahme, jeder könne seinen Feiertag einfach selbst wählen, sei verfehlt: „Wenn jederzeit der Bär tobt, gibt es für niemanden mehr einen Ruhetag.“ Rückzugsmöglichkeiten im Alltag und vom Alltag sind ihrer Ansicht nach nicht immer nur die Kirchen, wohl aber die Gemeinschaft, zu der Jesus einlädt, auch um sie mitzugestalten.
Zur Person:
Pfarrerin Arami Neumann ist in Seoul in Korea, der Heimat ihrer Mutter geboren. Sie hat viele Jahre in Hong-Kong und Singapur gelebt sowie in Hamburg, der Heimatstadt ihres Vaters. Arami Neumann hat Geschichte, Archäologie und Theologie in Mainz und Heidelberg studiert und war danach Vikarin in Bierstadt. Als Pfarrerin im Dekanat Rheingau-Taunus war sie unter anderem Assistentin vom damaligen Propst Sigurd Rink und hat auf der Profilstelle "Arbeit mit jungen Familien" gearbeitet. In den vergangenen acht Jahren war sie Gemeindepfarrerin in Wiesbaden-Naurod, im September 2022 wurde sie stellvertretende Dekanin. Arami Neumann ist mit Pfarrer Dr. Klaus Neumann aus der Wiesbadener Thomasgemeinde verheiratet und hat zwei Töchter.