Menu
Menü
X

Kunst & Glaube

Zuneigung, Trauer, Eifersucht - Kunstwerke veranschaulichen Emotionen in biblischen Geschichten

Friedhelm Leuers vom seinem Triptychon "David und Jonathan"

Friedhelm Leuers hat als Pfarrer und Supervisor viele Menschen bewegt. Als Künstler drückt er seine Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit biblischen Geschichten in zahlreichen Kunstwerken aus. Seine dreiteiligen Gemälde und Radierungen zeigt er bis zum 16. Dezember im Offenen Haus in Darmstadt.

[Rebecca Keller/red] Die Zahl drei hat für Friedhelm Leuers eine besondere Bedeutung. So waren es drei Träume, die ihn zu deren künstlerischer Verarbeitung bewegten. Und dies nach und nach in der Form des Triptychons. Das dreiteilige Kunstwerk lenkt den Blick zuerst in die Mitte, aufs Wesentliche, wie Leuers selbst erklärt. Die Teile rechts und links sind Stützen, weisen die Richtung. Der Theologe aus Frankfurt zeigt seine dreiteiligen Gemälde und Radierungen zurzeit im Offenen Haus in Darmstadt. Zu dem Ort hat der Sechsundsechzigjährige eine besondere Beziehung, hier ging er bis zum Beginn der Pandemie als Supervisor ein und aus. Leuers war zunächst Gemeindepfarrer in Griesheim, ab dem Jahr 2000 leitete er das Seelsorgeinstitut der Sächsischen Landeskirche in Leipzig.

Szenen aus dem Alten Testament in ihrer Emotionalität

Bei der Vernissage, die Winfried Kändler, Bildungsreferent des Evangelischen Dekanats Darmstadt eröffnete, zeigt sich Leuers gerührt, denn er habe seine Werke „noch nie in dieser Gesamtheit gesehen“, wie in dieser Ausstellung, die wegen Corona immer wieder verschoben werden musste. Kein Zufall ist daher auch, dass Olaf Deller an der Viola d’Amore und Eri Uhlig am Cembalo ihr Stück - das Werk eines anonymen Komponisten aus dem frühen 18. Jahrhundert -, über die Eröffnung hinweg dreiteilen. Gleich ins Auge fällt das großformatige Bild im Eingangsbereich, das zwei junge Männer zeigt: David und Jonathan. Nackt einander zugewandt schauen sie „gleichberechtigt vor hoffnungsfroher, frischer Frühlingsfarbe aus dem Bild heraus wie in eine bessere Welt“, beschreibt es Bettina Bergstedt. Die Darmstädter Kulturwissenschaftlerin führte bei der Eröffnung profund in Leuers Werk ein. Flankiert werden die beiden vor dunklem Hintergrund von dem depressiven, eifersüchtigen König Saul, Jonathans Vater, der den Wurfspeer gegen den Hirtenjungen David erhebt. Rechts der trauernde David über seinen in der Schlacht gegen die Philister gefallenen Freund, so wie es die Bücher Samuel erzählen.

Stilrichtungen und Techniken

Beachtlich ist die künstlerische Vielfalt der Werke Leuers, der sagt, von Otto Dix und Max Beckmann beeinflusst worden zu sein. Neben reichlich biblischem Stoff – „Kreuzigung“, „Sturmstillung“, „Der verlorene Sohn“ - hat er auch Stilleben gemalt. Auf den ersten Blick eher unzusammenhängend wirkt das Triptychon „Kuh – Brot mit Zitronen – Kürbis“. Hier wird sein Studium der Maltechnik alter Meister wie Raffael, Leonardo oder Bronzino deutlich. Seit seiner Leipziger Zeit nahm Leuers Unterricht in Ölmalerei bei Knut Müller, der Meisterschüler bei Arno Rink war. Radierung lernte er bei Helmut Zirkelbach. Leuers beschreibt den künstlerischen Prozess als einen „hermeneutischen, in dem er Gedanken, Gefühle, Träume in ein anderes Medium übersetzt“, so formuliert es Bettina Bergstedt, „nicht Selbsterfahrung, sondern bewusste Auseinandersetzung stehen im Kern seiner Malerei.“

Auseinandersetzung mit dem Tod

Ein Triptychon zeigt drei Totenköpfe mit jeweils unterschiedlichen Hintergründen. „Die Beschäftigung mit dem Tod gehört selbstverständlich zum Leben“, erklärt der Künstler selbst und zitiert den amerikanischen Autor und Psychologen Irvin D. Yalom („Und Nietzsche weinte“, „In die Sonne schauen“): „Die Sonne muss untergehen, damit die Sterne leuchten“. Und so blinken bei genauem Hinsehen im rechten Bild hinter dem Torbogen auch zarte helle Pünktchen auf. Das älteste Bild der Ausstellung stammt von 2004 und zeigt ihn selbst als Fünfjährigen auf der Insel Texel, wie er erzählt. Das Bild entstand in einer frühen „Schwarz-Weiß-Phase“, wie er erklärt.

Die Bilder wollen in Dialog treten mit den Betrachtenden, sagt Leuers, an dessen Ende man eine „neue ästhetische Erfahrung macht und einen Perspektivwechsel vornimmt“. „Ich möchte mit meinen Bildern Geschichten erzählen“, sagt Friedhelm Leuers, und er möchte über seine Bilder verstanden werden.

Öffnungszeiten:

Die Ausstellung „Punkt Drei… Triptychon“ von Friedhelm Leuers ist noch bis 16. Dezember im Foyer des Offenen Hauses, Rheinstraße 31, in Darmstadt montags bis donnerstags 9 bis 17 Uhr und freitags 9 bis 13 Uhr zu sehen.

[Rebecca Keller/red]


top